Bayerischer Rundfunk

2022-09-23 21:45:14 By : Ms. Zeny chen

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Mit zwei Grad weniger durch die Energiekrise

Mit zwei Grad weniger durch die Energiekrise

Mit zwei Grad weniger durch die Energiekrise

Hallenbäder sind Energiefresser. In Nürnberg waren sie im Sommer geschlossen. Zum Beginn der Wintersaison öffnen sie wieder. Allerdings ist das Wasser künftig zwei Grad kälter. Doch nicht überall in Mittelfranken müssen die Badegäste bibbern.

Im Keller des Südstadtbads in Nürnberg befindet sich die Lüftungs-und Heizungszentrale. Es bullert, rauscht und ist warm. Wasser und Luft im Südstadtbad werden mit Fernwärme aufgeheizt, die immer teurer wird. Matthias Bach vom Bäderbetrieb steht mitten in einem Labyrinth von dicken Leitungen. Sein Ziel ist es, in allen vier städtischen Hallenbädern "mit 25 Prozent Energieverbrauch weniger durch diesen Winter zu kommen". Nachdem im Sommer alle Hallenbäder dicht waren, beginnt ab Montag, 26. September, die Hallenbadsaison in Nürnberg.

Die städtischen Hallenbäder verbrauchen pro Monat so viel Energie wie 750 durchschnittliche Vier-Personen-Haushalte. Ein Viertel davon soll künftig eingespart werden. Das funktioniert nur, wenn weniger geheizt und der Komfort abgesenkt wird. "Wir machen das nicht gerne", sagt Bach. Aber nur so ist es möglich, die Hallenbäder wieder zu öffnen. Bach: "Lieber einen eingeschränkten Badebetrieb als gar keinen."

Konkret bedeutet das: Die Wassertemperatur im Schwimmerbecken wird von 28 auf 26 Grad abgesenkt. Die beheizten Außenbecken, die besonders energieintensiv sind, werden geschlossen. Das gilt auch für Wasserrutschen, die nicht isoliert sind. "Und bei den Saunen werden wird das Angebot ein bisschen einschränken müssen und jeweils eine Kabine außer Betrieb lassen", sagt Bach.

Die Badegäste in Südstadtbad, das als einziges Hallenbad derzeit offen ist, müssen sich an die Sparmaßnahmen noch gewöhnen. Die Sportschwimmer, die im großen Becken ihre Bahnen ziehen, sind froh, dass alle Bäder ab Montag wieder geöffnet sind. "Wir bewegen uns, das wird es uns schon warm", sagt eine Schwimmerin. Und ein Schwimmer, er bis vor kurzem regelmäßig im Freibad West war, hat sich dort abgehärtet: "Für mich sind niedrigeren Temperaturen ganz okay. Also hier ist es deutlich besser als draußen."

Spaß bei 26 Grad: Weil die Wassertemperatur um zwei Grad gesenkt wird, können die Nürnberger Hallenbäder in diesem Winter öffnen.

Die Temperaturen im Nichtschwimmerbereich bleiben etwas höher – gut 28 Grad. Gerade findet ein Schwimmkurs für Vier- und Fünfjährige statt. Sie müssen sich erst einmal ans Wasser gewöhnen. Die Schwimmlehrer sind erleichtert, dass sie trotz Energiekrise wieder loslegen können, sagt Stefan Gallitz, von der Schwimmschule "Flipper". Es gibt viel Anmeldungen und eine lange Warteliste. "Wir sind heilfroh, dass sich die Stadt entschlossen hat, die Bäder wie vereinbart zu öffnen", sagt Gallitz.

So sieht das auch Thomas Marx von der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft DLRG, die zum Beispiel auch den Tag des Schwimmabzeichens organisiert. Er trainiert gerade mit einem angehenden Rettungsschwimmer. In den vergangenen zwei Jahren war das kaum möglich. "In der Corona-Krise konnte sehr viel Kinder bundesweit nicht das Schwimmen erlernen", sagt er. Die DLRG und die Schwimmvereine brauchen nun offene Bäder, um diese Defizite auszugleichen.

Auch in Erlangen und in Fürth wird es in den städtischen Hallenbädern kälter. Die Infra, die die Bäder in Fürth betreibt, senkt die Wassertemperaturen um zwei auf 26 Grad. Und auch in den Hallen wird es etwas kälter. Die Luft muss zwar immer zwei Grad wärmer als das Wasser sein. Aber künftig sinkt das gesamte Wärmeniveau. Außerdem fallen die Warmbadetage im Hallenbad Stadeln weg.

Die Stadtwerke Erlangen (ESTW) senken die Wassertemperatur in der Hannah-Stockbauer-Halle und im Westbad um zwei Grad. In den Lehrschwimmbecken und in den Planschbecken bleibt die Temperatur vorerst unverändert. "Zu Beginn der Hallenbadsaison stehen das Dampfbad und die Sauna im Westbad vorerst nicht zur Verfügung", teil ESTW-Sprecher Claus Göbel mit.

Die Altmühltherme Treuchtlingen versteht sich dagegen als Gesundheitseinrichtung. Deshalb ist zunächst einmal nicht geplant, die Temperaturen im Bad abzusenken, sagt Ulrich Schumann, Geschäftsführer der Altmühltherme Treuchtlingen. Im südlichen Mittelfranken, beispielsweise auch die Franken Therme in Bad Windsheim, haben es die Schwimmbadbetreiber einfacher. In der Region gibt's Thermalwasser. In Treuchtlingen sprudelt es mit 26 Grad aus dem Boden. Es muss also nur noch etwas aufgeheizt werden, bevor es in die Becken gepumpt wird.

Die Betreiber der Altmühltherme hätten bereits Gas für dieses und kommendes Jahr eingekauft, sagt Geschäftsführer Schumann. Durch entsprechende Verträge sei der Preis dafür fix. Trotzdem wird Energie sparsam eingesetzt. Bereits im Sommer wurden bei wenig Betrieb einzelne Sauna-Kabinen geschlossen. Darüber hinaus laufe in der Altmühltherme bereits seit eineinhalb Jahren ein Prozess, um den Energieverbrauch dauerhaft zu senken, sagt der Thermen-Geschäftsführer. So wurden zum Beispiel die Lüftungs- und die Baderwärmungsanlangen optimiert.

Die Altmühltherme wird zur Hälfte mit Biogas beheizt, also mit regenerativen Energien. Das reiche im Sommer aus, sagt Schumann. Im Winter sei die Therme zusätzlich auf Erdgas angewiesen. Sollten aufgrund der Entwicklung trotzdem weitere Einsparmaßnahmen nötig werden, bereiten sich die Badbetreiber vor. So sei es denkbar, die Außenbecken zu schließen oder den Rutschenturm nur noch an Wochenenden und in den Ferien zu öffnen, sagt Schumann.

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