Mühlheim (Kreis Offenbach): Kein einfacher Weg - Mann hat Hessens älteste Sauna wiederbelebt

2022-09-02 21:24:15 By : Ms. eva Jin

Nach langem Warten ist der Traum eines Mühlheimers von der eigenen Sauna endlich wahr geworden. Er hat Hessen älteste Sauna wiederbelebt.

Mühlheim – Jürgen Szczypski ist erleichtert. Seit Juni begrüßt der gelernte Saunameister und -animateur in der Büttnerstraße 46 Gäste. Der Weg zur „Magie der Wellness“, wie die Sauna nun heißt, war aber kein einfacher. Eigentlich wollte Szczypski Hessens älteste Sauna schon vergangenen November eröffnen. Dann kam der zweite Lockdown und eine lange Wartezeit. Dabei hatte er seit Juli 2020 Tag und Nacht bereits an seinem Traum gearbeitet. Ein schweres Jahr liegt hinter dem alleinerziehenden Vater von drei Kindern zwischen Hoffnung und Niedergeschlagenheit. „Ich war ein bis zwei Wochen frustriert“, erinnert sich Szcypski. Dann aber habe er sich wieder in die Arbeit vertieft. Immerhin habe er sich „auf Hessens ältester Baustelle Arbeit für die nächsten zehn Jahre gesucht“.

Der 47-Jährige recycelt alles, was aus 70 Jahre Saunageschichte noch verwendet werden kann, schleift ab und gestaltet alte Materialen neu: Hölzer, Kacheln, Fliesen und die ursprünglichen Saunaöfen aus den 1950er Jahren. „In der Sauna setzen sich mehrere Jahrzehnte zusammen“, sagt der Ur-Mühlheimer Szcypski, der seinen ersten Saunagang als Siebenjähriger in eben jener Sauna an der Büttnerstraße erlebt hat.

Dorthin hat Artur Seipel die Saunatradition, die er in Russland kennengelernt hatte, mitgebracht. Zunächst eröffnete er 1947 in einem alten Bauwagen im Garten der Eltern die erste Rauchsauna Mühlheims. In den folgenden Jahren entwickelte Seipel daraus ein öffentliches Schwitzbad, das seine Hochzeiten in den 1970er- und 80er-Jahren erlebte. Die Sauna ist bis heute in Familienbesitz, wird aber nicht mehr selbst von der Familie geführt, Szcypski hat die Chance nach der Aufgabe des vorherigen Betreibers ergriffen.

Infos: 0177 5904665 oder per Mail an t-s-l@hotmail.de.

Szcypski hat noch alle Hände voll zu tun, die Corona-Pandemie hat auch die Ausbauarbeiten gelähmt – keine Gäste, keine Einnahmen. Und noch sind nicht alle Saunen in Betrieb, an einer Infrarotsauna, einer großen Aufgusssauna und einem Dampfbad werkelt er noch. Dafür können sich Gäste in einer kleinen Aufgusssauna, einer Tannensauna und einer Barsauna entspannen und anschließend ins Abkühlbecken im Innenhof springen oder auf Liegen verweilen.

Der Start verlief schleppend, sagt Szcypski. Bis auf den Dienstag, da ist Damentag, der sei von Anfang an beliebt. Nach und nach hätten sich auch einige Stammgäste gefunden, sagt Szcypski, der bislang noch alles – von der Reinigung über die Massage bis zum Aufguss – in einer „One-Man-Show“ selbst stemmt. Das soll sich bald ändern. Aber erst mal hofft der 47-Jährige auf Mundpropaganda: Schließlich könne man nun in Hessens ältester Sauna die Magie der Wellness erleben – natürlich aktuell noch unter Einhaltung der 3G-Regel. (Von Ronny Paul)