NDR Bigband

2022-08-19 21:32:31 By : Ms. Lisa Zhang

Am Dienstagabend spielte der Kanadier Jan Liesicki beim SHMF bei tropischen Temperaturen Klavierstücke des Komponisten Chopin in der Reithalle auf Gut Wotersen, östlich von Hamburg.

Frédéric Chopins Mutter war Polin - genauso wie die Mutter des kanadischen Pianisten Jan Lisiecki. Vielleicht versteht er Chopin auch deswegen so gut. Am Dienstagabend spielte er Klavierstücke des Komponisten im Rahmen des Schleswig-Holstein Musikfestivals in der Reithalle von Gut Wotersen, östlich von Hamburg.

Die Finger von Jan Lisiecki fliegen über die Tasten. Viel Technik, wenig Theater und dennoch eigener Ausdruck: So präsentiert der junge Pianist an diesem Abend verschiedenste Facetten von Frédéric Chopin. "Die Arrangements stimmen. Mal ein langsameres Stück, dann wieder ein Schnelleres, dann eins, was technisch schwieriger ist, eins, was melodiöser ist: Das macht Spaß", erklärt ein Besucher des Konzertes.

Insgesamt 24 Stücke unterschiedlichster Stimmungen und Raffinessen spielt der Kanadier. Allesamt Nocturnes und Etüden. Statt Moderation gibt es ein stummes Programmheft. Die Schlusstöne eines Stücks klingen lange aus und schon setzt das nächste Stück an. Zwischenapplaus würde nur stören.

Das Nocturne, das Nachtstück, erlaubte Chopin große kompositorische Freiheiten. Schließlich können Nächte verträumt bis aufregend - oder sogar beides sein. Besonders seien auch seine Etüden, erklärt Jan Lisiecki: "Ich glaube sogar, dass Chopin der erste Komponist war, der Etüden so geschrieben hat, dass sie schöne Musik sind und nicht nur eine Fingerübung."

Eine besondere Herausforderung an diesem Abend sind die hohen Temperaturen - trotz geöffneter Türen wie in einer Sauna. Es sei bewundernswert, dass der Pianist das fertig bringe, "nicht auf den Tasten auszurutschen", erzählt eine schmunzelnde Besucherin. Es folgt ein Lachen und Klatschen, als der Pianist sein Jackett auszieht, ohne große Geste an die Stütze des geöffneten Flügels hängt und weiterspielt: im schwarzen T-Shirt.

Man möchte meinen, Jan Lisiecki zeigt die polnische Seite an Frédéric Chopin. Beide haben polnische Wurzeln. Lisieckis Eltern stammen aus Polen, er selbst wurde in Kanada geboren. Auch Chopins Mutter war Polin, sein Vater Franzose. Er wuchs in Polen auf, doch ab dem 20. Lebensjahr wohnte er in Frankreich: "Er konnte nie nach Polen zurückkehren. Und so behält seine Musik die polnischen Qualitäten seiner Jugend und seiner Kindheit, aber Erinnerungen sind oft schöner als die Wirklichkeit", sagt der Musiker.

Neue wunderschöne Erinnerungen schafft der Abend in Wotersen. Das liegt sowohl an der Musik als auch an der Stimmung draußen auf dem Gutshof: mit Flammkuchen, Wein, Grillenzirpen.

Jan Lisiecki können Klassikfans das nächste Mal im November im Norden hören und sehen: Dann spielt er in der Elbphilharmonie Hamburg gemeinsam mit den Wiener Symphonikern ein Mozart-Programm.

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