So finanzieren Sie Ihren Traum vom Ferienhaus - Capital.de

2022-03-18 03:33:11 By : Ms. PU XIONG

Auf dem Weg vom Strand zum Hotel eben an der Eisdiele vorbei, und dann nebenan ein Blick ins Schaufenster des örtlichen Maklers – das sind Urlaubsrituale: Fünf Zimmer, ein schattiger Garten, und von der Terrasse sieht man noch ein bisschen das Meer, für 575.000 Euro. Das wäre doch was! Schon hat man reichlich Gesprächsstoff beim Abendessen.

Verglichen mit den Preisen zu Hause wirken kleine Traumhäuschen im Süden oft gar nicht so unrealistisch. Zumal wenn man mögliche Einnahmen aus der Vermietung dagegenrechnet, 1000 Euro pro Woche sind in der Hochsaison ja keine Seltenheit, wissen erfahrene Urlauber. Allerdings, man ahnt es, ist es so einfach nicht. Deshalb hat Capital für alle, die mit dem Gedanken einer Ferien­immobilie im Ausland spielen, die wichtigsten Kosten zusammengestellt – ein kleiner Budgetplaner für den großen Traum quasi.

Nach einer Studie des Maklers Engel & Völkers und der Vermietungsplattform Fewo-direkt geben Deutsche für ein Ferienhaus im Ausland durchschnittlich 235.000 Euro aus. Etwas weniger zahlen sie für ein Zweithäuschen im Inland, also an Nord- und Ostsee oder in der Nähe der Berge. Dabei kommen drei von zehn Käufern mit maximal 150.000 Euro aus, ein Drittel zahlt 150.000 bis 250.000 Euro und ein weiteres Drittel mehr als 250.000 Euro. Am teuersten sind, wenig überraschend, Immobilien in der Schweiz (350.000 Euro im Schnitt), dicht gefolgt von Spanien (315.000) und Österreich (280.000). In Frankreich und Italien reichen 200.000 bis 230.000 Euro.

Die erste große Schwierigkeit, vor der Käufer einer Immobilie im Ausland stehen, wird die Finanzierung sein. Denn im Grunde müssen Auslandsimmobilien zum größten Teil aus Eigenmitteln bezahlt werden – Banken halten sich bei solchen Geschäften meist zurück: Deutsche Institute akzeptieren in ­aller Regel Auslandsimmobilien nicht als ­Sicherheit. Denn wenn Zahlungen ausbleiben, haben sie erhebliche Probleme, darauf zuzugreifen. Und ausländische Banken haben zwar Zugriff auf die Immobilie, scheitern aber am Gehalt des Kreditnehmers. Deshalb vergeben sie, wenn überhaupt, nur kleine Kredite. Mehr als 50 Prozent vom Hauswert sind daher kaum drin, es sei denn, man setzt die deutsche Immobilie als Sicherheit ein – was aber auch ein Risiko ist, über das man sich bewusst sein muss.

Kaum überraschend bezahlt daher fast die Hälfte der deutschen Käufer das Häuschen oder die Wohnung im Süden laut der Fewo-direkt-Studie komplett aus dem Eigenkapital. Nur 16 Prozent gaben an, den Kauf mit einer Hypothek oder voll über einen Bankkredit gestemmt zu haben. Rund 40 Prozent brauchten zusätzlich zum Eigenkapital noch einen Kredit, doch der fiel meist überschaubar aus. Immerhin jeder fünfte Ferienhausbesitzer gab an, der Kauf sei beinahe an den Finanzen gescheitert. Sprachbarrieren, Gesetze und Bürokratie sind weitere große Hindernisse.

Und sie sollten auch nach Überweisung des Kaufpreises noch Reserven haben: Denn erst dann wird die Grunderwerbsteuer fällig, die in manchen Ländern geradezu üppig ausfällt. In Belgien etwa beträgt sie vielerorts 12,5 Prozent vom Kaufpreis. In Italien liegt sie für Zweitwohnsitze bei zehn Prozent (Erstwohnsitze sind dort mit drei Prozent erheblich günstiger), in Spanien sind es ebenfalls sechs bis zehn Prozent. Griechenland verlangt inzwischen nur noch rund drei Prozent, am günstigsten ist der Hauskauf in den Niederlanden mit zwei Prozent.

Mehr noch als bei Eigenheimen hierzulande sollten Eigentümer von Ferienimmobilien die weiteren Nebenkosten genau kennen, bevor sie sich in das Abenteuer stürzen. Capital sortiert daher auf den folgenden Seiten mögliche Einnahmen und die wichtigsten Kosten.

Es klingt üppig, wenn viele Ferienhausbesitzer ihre Mieteinnahmen in der Umfrage von Fewo-direkt mit mehr als 10.000 Euro pro Jahr angeben, manche sogar mit bis zu 25.000 Euro. Allerdings muss sich im Gegenzug jeder fünfte mit maximal 5000 Euro jährlich (also gerade mal gut 400 Euro im Monat) begnügen, und weitere 30 Prozent nur mit 5000 bis 10.000 Euro. Die Hälfte der Ferienhausvermieter holt also maximal 833 Euro pro Monat aus der Immobile heraus – vor Kosten wohlgemerkt. Und die laufenden Betriebsausgaben sind durchaus üppig. Sie können nämlich bis zu 40 Prozent der Mieteinnahmen betragen, sagen Immobilienexperten des Analysehauses Bulwiengesa. Um eine akzeptable Rendite abzuwerfen, sollte die Immobile mindestens 23 Wochen pro Jahr vermietet sein, raten die Bulwiengesa-Analysten zudem. Das schafft aber nur ein Drittel der Vermieter.

Die Höhe der Grundbesitzsteuern schwankt natürlich je nach Land, mancherorts variiert sie auch noch einmal innerhalb der Staaten und deren Regionen. So reichen sie zum Beispiel in Spanien von 0,2 bis 0,6 Prozent, in Italien können sie rund 0,4 bis 1,01 Prozent betragen, und die Schweiz erhebt Steuern von 0,5 bis drei Prozent. Auf die höchsten Steuersätze kommen die Briten mit bis zu 3,4 Prozent (hier gibt es aber in einigen Regionen und für bestimmte Eigentümergruppen Rabatte). Auch die USA und das Rentnerparadies Florida langen mit drei Prozent des Immobilienwerts kräftig zu. Im Schnitt müssen US-Ferienhausbesitzer 2200 Dollar pro Jahr berappen. In Europa sind für ein Haus im Wert von 200.000 Euro verbreitet 1200 Euro jährlich fällig, es können aber auch 6000 sein.

Nicht nur die Gebäude selbst, sondern auch die Einrichtung sollte versichert sein. Vielleicht sogar gegen Einbruch und Vandalismus, falls das Haus etwas abgelegen liegt. Die Hausratversicherung für den Erstwohnsitz reicht nicht. Über sie kann man zwar in begrenztem Maße die Dinge absichern, die man in den Urlaub mitnimmt, nicht aber das dauerhafte Mobiliar im Ferienhaus. Der Preis für die Ex­tra-Police bemisst sich am Immobilienwert und am Standort des Hauses, im Falle der Hausratpolice auch an der Versicherungssumme und der Aufenthaltsdauer. 300 bis 500 Euro sollte man mindestens für die Gebäudeversicherung kalkulieren, für die Hausratversicherung eher eine vierstellige Summe.

Wer sein Häuschen vermietet, braucht meist einen Verwalter vor Ort, der die Schlüssel übergibt, die Reinigung organisiert und auch sonst nach dem Rechten schaut. Für den Basisdienst Schlüsselübergabe sollten Besitzer mindestens 100 bis 150 Euro im Jahr einrechnen. Manche Agenturen, die auch die Reinigung erledigen, verlangen dafür rund 20 Prozent der Mieteinnahmen plus Umsatzsteuer.

Was jeden Monat für Strom oder Heizkosten draufgeht, hängt natürlich davon ab, wie verschwenderisch oder sparsam die Hausnutzer sind. Und natürlich davon, ob das Haus Sauna, Pool oder Whirlpool hat – und ob es im warmen Spanien steht oder im kalten Dänemark. In Dänemark, wo die Stromkosten sicher nicht zu den niedrigsten gehören – und die Häuser oft Sauna und Whirlpool haben –, rechnen Ferienhausanbieter mit vergleichsweise üppigen Monatskosten von rund 200 Euro im Sommer und etwa 400 Euro im Winter. In Spanien sollte man auch mit 50 bis 70 Euro hinkommen.

Ein letzter großer Posten ist die Renovierung, für die man alle paar Jahre eine größere Summe in die Hand nehmen sollte. Rund 5000 bis 10.000 Euro investierte die Hälfte der Ferienhausbesitzer nach eigenen Angaben zuletzt in Verschönerungen. Vor allem die Außenanlagen hübschten sie auf, sie gönnten sich neue Möbel und machten die Bäder frisch. Außerdem sollte man die Telekommunikationstechnik regelmäßig auf dem neuesten Stand halten. Denn in den Ferien wollen zwar alle endlich abschalten, trotzdem sagen aber über zwei Drittel der Urlauber: Schnelles Internet und WLAN müssen sein.

Die Kosten dafür lassen sich kaum pauschal benennen, sie sind aber jeweils bei den örtlichen Gemeinden zu erfragen. In Spanien, so heißt es, käme man meist mit 150 bis 200 Euro jährlich hin. In Italien dagegen gibt es eine Servicesteuer (für Straßenbeleuchtung, Abwasser), die sich am Katasterwert des Hauses bemisst und bei eins bis maximal 3,3 Promille liegt, das sind bei einem 200.000-Euro-Haus 200 bis 660 Euro pro Jahr. Wer hier bei der Kalkulation sichergehen will, setzt ungefähr das an, was er auch an seinem deutschen Erstwohnsitz zahlt.

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