Touristische Übernachtungen: Fürs müde Haupt der Abenteuerlustigen - Meiningen - inSüdthüringen

2022-06-10 21:47:08 By : Mr. DAVID ZHU

Wer die Rhön besucht, möchte oft gern länger bleiben – im Thüringer Teil des Feriengebietes aber sind Unterkünfte rar gesät. Mit Falk Hartmann nimmt nun ein Frankenheimer Geld in die Hand und baut im Dorf Mini-Ferienhäuser.

„Wisst Ihr eigentlich, wie schön Ihr hier wohnt?“ – Diesen Satz hörte Falk Hartmann immer wieder von Gästen der Rhön, von Besuchern seines Heimatortes Frankenheim. „Man sieht es als Einheimischer manchmal gar nicht mehr, wie sehr das stimmt“, sagt der Versicherungskaufmann mit eigener Agentur, den man wohl getrost einen „Alteingesessenen“ nennen kann. Er ist ein Frankenheimer durch und durch, spricht Platt und sitzt im Gemeinderat. Der junge Mann ist verheiratet und hat drei Kinder. Und er scheut das Risiko nicht, das mit einer Investition in nicht unbeträchtlicher Höhe einhergeht: Er hat sich entschlossen, Ferienhäuser in seinem Heimatort zu bauen, hat einen Kredit aufgenommen und sein Wohnhaus als Sicherheit hinterlegt.

Vier Mini-Häuser sollen entstehen – sie werden in Polen schon fix und fertig vormontiert und warten dort bereits auf den Transport in die Rhön. Der Bauantrag, den der Gemeinderat jüngst befürwortete, umfasst diese vier Häuser. Bauen aber will Falk Hartmann zunächst zwei Unterkunfts- und ein Saunahaus. „Ich muss das erst austesten“, sagt er. Wenn’s gut läuft mit den Touristen, baut er auch das dritte Unterkunftshaus.

Bei einer Grundfläche von sieben mal fünf Metern haben in den in Holz-Ständerbauweise errichteten Häusern jeweils maximal vier Leute Platz – auf zwei Etagen, auf optimal ausgenutztem Raum. Es ist eine „Mini-Ausgabe“ von Wohnhäusern, sogenannte Tiny Houses, mit einer Schlafmöglichkeit unterm Dach. „Das hat zwei schöne Fenster, sodass man von hier aus nachts den wundervollen Rhöner Sternenhimmel betrachten kann“, sagt Falk Hartmann.

„Rhöner Rast“ heißt der Arbeitstitel für die Ferienwohnungen. Falk Hartmann will den Gästen je nach gusto auch einen Service ringsum anbieten: mit einem gefüllten Kühlschrank zum Beispiel. „Zwar kann man in Frankenheim auch einkaufen oder in die Gaststätte gehen, aber es hat für manchen gewiss etwas für sich, wenn er hierher kommt und sich nicht als erstes selbst versorgen muss“, so der Gedanke. Zielgruppe sind übrigens Gäste ab 40, sagt er, „die das Abenteuer suchen“.

Die Erschließungsarbeiten an der Pfarrwiese für die Neubauten sind schon im Gange. Ein Grundstück, das Falk Hartmann zunächst im Kopf hatte, hatte er wieder verworfen und schwenkte auf einen innerörtllichen Standort um. Die Wiese war sogut wie ungenutzt, ein Hühnerhaus wurde abgerissen.

Für die Gemeinde ist es kein Problem, dass es sich hier um ein Grundstück handelt, das auch für die normale Wohnbebauung frei gewesen wäre: „Es stand lange genug zur Verfügung und niemand wollte es haben“, sagt Bürgermeister Alexander Schmitt. „Es ist also niemandem ein Bauplatz weggenommen worden“. Bereits im Dezember 2021 hatte der Gemeinderat über eine Bauvoranfrage von den Plänen Falk Hartmanns gewusst, der Bauantrag kam also nicht überraschend. Die zugegeben ungewöhnlichen Ferienhäuschen haben etwas weniger Dachneigung als die Umgebung und eine Außenwand aus Holz und Aluminium, auch das Dach unterscheidet sich von der Umgebung. Die Gemeinderäte sahen darin aber keinen Grund, das ambitionierte Vorhaben nicht zu befürworten.

Schließlich hat Frankenheim das Thema Tourismus auch als Kommune stets auf dem Schirm – in ganz unterschiedlicher Art. Gerade etwa sprach man mitten im Sommer über eine Loipen- und Wegekonzeption, mit der man den Wintersport, aber auch den Ganzjahrestourismus unterstützen will. Da kommt private Initiative, was die Beherbergung von Touristen angeht, sehr recht. Viel zu oft ist es nämlich so, dass Touristen sich zwar (auch) in der Thüringer Rhön aufhalten, zum Essen und Schlafen aber in die hessische oder bayerische Rhön gehen, wo es ein dichteres Netz an Angeboten gibt. Insbesondere Übernachtungen betreffend, hinkt die Thüringer Rhön hinterher, sagen auch die jährlichen Analysen der Touristiker.

In Frankenheim ist Falk Hartmann freilich nicht der einzige, der als Privatinvestor darauf vertraut, dass man auch in der Thüringer Rhön im Tourismus solide etwas aufbauen kann. So hat Pfarrer Alfred Spekker mit dem „Pfaffenhaus“ als Unterkunftsangebot bereits gute Erfahrungen gemacht, es gibt ein weiteres privates Fremdenzimmer und auch das ehemalige Cafè bietet nach seinem Umbau mittlerweile als „Sternenhimmel“ Übernachtungen für Touristen an.

Falk Hartmann hofft nun, dass sein touristisches Unterfangen bis zum Jahresende abgeschlossen werden und er die ersten Gäste empfangen kann. Derzeit wartet er noch auf den Fortgang der Erschließung – Kanal, Wasser, Telekom.