WIE WAR'S? - SO WAR'S! | "Das Reh ist nicht die Frau vom Hirsch!" Eine Wald-Führung mit Revierförster Michael Durst.

2022-06-18 16:03:22 By : Mr. FRANK CAO

Natur & Umwelt, Streifzüge durch die Region, WIE WAR'S? SO WAR'S! | Berichte von Freizeit-, Kultur-, Sport-Events u.a. EIN KOMMENTAR

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Unsere Führung beginnt bei bewölktem Himmel und 24 Grad Celsius – dem Wald scheint es gut zu gehen, doch der Eindruck täuscht: „Die letzten drei Jahre waren extrem trocken und haben vor allem den älteren Bäumen einiges abverlangt“ meint Forstmann Durst.

Vor allem in den oberen Kronenteilen zeigen sich viele, aufgrund der Trockenheit abgestorbene Äste. Die alten Bäume stehen generell vor dem Problem, dass sie in ihrer Jugend ein vergleichsweise kühleres Klima hatten und nun durch extreme Trockenjahre an Ihre Grenzen kommen.

Mittels einer Statistik des Deutschen Wetterdienstes zeigte Durst den Anstieg der Durchschnittstemperatur von 1890 bis 2010. Die passende Reaktion auf eine solche Klimaveränderung ist der Spruch: „Frage die Bäume!“ Hinter diesem Credo steckt der Blick auf die Natur, genauer, die Frage, wo welche Bäume wachsen. Zur Verdeutlichung hatte Förster Durst mehrere Eimer mit Erde aus seinem Revier dabei.

„Jeder Boden hat seine passenden Baumarten,“ so wachsen auf den feuchten humosen Standorten bei Untergrombach vor allem Erlen, Pappeln und Weiden. Nahe des Baugebietes Sand wiederum, eignen sich für die mageren Sandböden vor allem die Baumarten Eiche und Hainbuche. Für nährstoffreiche Lössböden sind die Rot-Buche sowie Edellaubhölzer wie Ahorn und Wildkirsche prädestiniert.

Alles im Eimer. Anhand verschiedener Bodentypen in seinem Revier erklärte Michael Durst, welche Baumart sich für welchen Boden eignet.

Der Wald in Bruchsal und Umgebung setzt sich aus unterschiedlichen Baumarten zusammen. Mit 50% Buche, 30% Eiche und ca. 2% sonstigen Laubhölzern wie Ahorn, Birke und Esche dominieren Laubhölzer das Waldbild. Von dem verbliebenen 18% Nadelholzanteil sind 10% Douglasien und die restlichen 8 Prozentpunkte teilen sich Lärche, Kiefer und Fichte.

„Die Nadelholzbestände waren eine Reaktion auf die Kahlschläge in den 1970er Jahren. Durch die spätere Mischung mit Laubholz steht die Fichte vor Ort wesentlich stabiler als in anderen Regionen Deutschlands.“ Die aus Nordamerika stammende Douglasie bildet gute Bestände mit starken Stämmen. „Bei denen tut es einem fast leid, mächtige Stämme für die Holzernte anzuzeichnen“, so Förster Durst. „Der höchste Baum Deutschlands ist mit 67m übrigens die Douglasie „Waldtraud“ bei Freiburg.“

Im Laufe der Waldführung räumt Förster Durst auch mit gängigen Forst-Mythen auf. „Das Reh ist nicht die Frau vom Hirsch. Bei beiden Arten tragen nur die männlichen Tiere ein Geweih. Der Rothirsch hat dabei ein großes, weit ausladendes, der Rehbock ein eher kleineres Gehörn.“

Sowohl Rothirsche als auch Rehböcke werfen ihr Geweih einmal im Jahr ab und bilden es neu. Diese sogenannten Abwurfstangen kann man im Wald finden, man sollte sie aber dort liegen lassen, da sie dem Jagdrecht unterliegen.

Außerdem sind Geweihe für Nagetiere wie Mäuse wichtige Kalziumquellen, oft findet man deren Nagespuren an den Abwurfstangen.

Die Teilnehmer haben unter anderem Fragen zum Efeu, das sich immer wieder ausbreitet. Entgegen der generellen Meinung schädigt dieser die Bäume nicht. Im Gegenteil: Efeuranken an Bäumen bieten Bienen im Spätjahr Blütennahrung und Vögeln im Frühjahr Beeren.

An einer Stelle mit besonders viel Totholz wollte eine Besucherin wissen, wann denn der Wald aufgeräumt werde. „Unordnung tut dem Wald gut,“ meinte der Revierförster darauf. Und ergänzt, er werde häufig danach gefragt. Denn gerade bei älteren Menschen sei ein „sauberes“ Waldbild ohne Totholz noch fest im Bewusstsein verankert. Doch abgestorbene Bäume böten einen idealen Lebensraum zum Beispiel für den Schwarzspecht. Dieser wiederum sei eine sogenannte „Schlüsselart,“ da er durch den Bau von Baumhöhlen anderen Arten wie Fledermäusen, Hohltauben und Waldkäuzen erst den Lebensraum Wald erschließe.

„Ist ein Wald etwa nur zehntausend Klafter Holz? Oder ist er eine grüne Menschenfreude?“ (Berthold Brecht). Diese 200-jährige Eiche könnte Holz für viele Weinfässer liefern, sie hat aber auch ökologische und soziale Werte.

Gegen Ende der Veranstaltung erörterte Durst seine Strategie für die Zukunft. Er setze hauptsächlich auf Naturverjüngung (so nennt man die natürlich wachsenden Jungbäume im Wald), vorwiegend aus Buche und Ahorn. Den Eichen müsste man durch Fällung der Konkurrenz helfen, da sie zwar auf Buchen-Standorten konkurrenzschwach seien, aber in Zukunft besser mit trockenem Klima auskommen.

Besonderheiten wie Vogelkirsche, Nussbaum und Elsbeere sollen einzeln gepflanzt und gefördert werden. Den Trend zu mehr fremdländischen Baumarten wie Atlaszeder, Tulpenbaum oder Platane sieht Durst eher als Ergänzung, vor allem auf einheimischen Baumarten sollte der Fokus liegen. Die heimische Forstwirtschaft sieht er gleichzeitig auch als wichtigen Naturschützer. „Mir ist heimisches Holz lieber als in Russland oder in den Tropen geschlagenes Holz.“

Dort würde man nämlich bei Weitem nicht so sorgsam mit dem Wald umgehen, wie in Deutschland. Letztendlich erfüllt der heimische Wald sowohl ökonomische, als auch ökologische und soziale Funktionen.

Ein guter Ausgangspunkt für Ihren nächsten Waldspaziergang: Der Parkplatz bei der Grillhütte in Obergrombach

Der Beitrag wurde erstmals am 26.7.21 veröffentlicht

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Die aus Nordamerika stammende Douglasie bildet gute Bestände mit starken Stämmen. „Bei denen tut es einem fast leid, mächtige Stämme für die Holzernte anzuzeichnen“, Dann lasst es einfach sein ! Offensichtlich werden die guten Bäume rausgehauen und die kaputten bleiben stehen . Das ist fast schon Raubbau was letzte Saison an Holz z.B aus dem Lußhard Hardtwald rausgehauen wurde .

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